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GESPRÄCHSPARTNER:
CAROLIN, ANTONIA, RICHARD (17/50/20)

"Was ist das für ein Projekt? " fragt mich Antonia. Ich erkläre einerseits was es mit dem Container auf sich hat und andererseits das Projekt KUNSTDIENST. Die zentrale Frage: Wieviel "Störung" im öffentlichen Raum darf, soll, kann sein. Dieses Thema interessiert und wir nehmen im Container Platz zu einem Gespräch.
Zunächst ist Carolin meine Gesprächspartnerin.

Kunst im öffentlichen Raum ist natürlich umstritten, aber man kann nicht alle Leute fragen. Das geht nicht. Dann sieht man nur was allen gut gefällt. Das ist dann nicht mehr interessant und spannend.

Ich frage nach dem Zweck von öffentlichen Arbeiten.

Es ist gut wenn man zum Denken angeregt wird, aufmerksam gemacht wird, wenn man konfrontiert wird.

Ist öffentliche Kunst politische Kunst?

Natürlich, Kunst ist auch politisch, aber nicht nur. Es geht auch um das Ästhetische, vielleicht einfach nur um das Schöne. Mir ist es immer wichtig daß ich etwas neu verstehe, Zusammenhänge erkenne.

Das Gesellschaftliche und das Ästhetische wäre das eine Definition von Kunst?

Richard mischt sich zum erstenmal in das Gespräch ein.

Das sind Aspekte, es gibt einfach verschiedene Bereiche, man weiß es oft nicht so genau. Wie die Arbeit von Schlingensief, das könnte alles mögliche sein. Das macht die Arbeit interessant.

Ich zeige die Arbeiten von Araki (vorher/nachher)

Für mich hat hier jemand eindeutig Probleme mit der Sexualität. Ich verstehe schon, daß das angegriffen wird. Ich denke, das ist auch ein Erziehungsproblem. Nicht jeder kann damit unkompliziert umgehen. Vielleicht auch eine Frage der Reife. Es kann auch generationsbedingt sein.

Wurdet ihr bei dieser Art von Eingriff eher von einer Interaktion sprechen, und muß ein Künstler oder eine Künstlerin diese direkte Form der Reaktion akzeptieren?

Wenn der Künstler eine Arbeit im ÖR präsentiert, muß er akzeptieren, daß jemand dazu Stellung nimmt. Ich finde auch die Übermalung gar nicht schlecht. Auch eine gute Arbeit, hätte der Künstler auch selber machen können.

Das finde ich jetzt gut, daß du das gesagt hast. Ich habe das zuerst nicht so gesehen, aber ich verstehe was du meinst.

Ich lese den aufgesprühten Text vor: Frauensolidarität - Frauen wehrt Euch!

Das macht die Arbeit anders, aber auch gut In jeder Zeitung sieht man ja nackte Frauen um irgend etwas zu verkaufen, und wenn es noch so blöd ist. Frauen als Objekte, ich verstehe, daß das jemanden stört.

Es geht um die "Interaktion" zwischen Publikum und Künstler, die über die präsentierte Arbeit läuft. Ich denke es handelt sich um ein Kommunikationsproblem, das auch von Seiten der Künstler besteht. Wir sprechen über die Chen - Zen Arbeit und über die Installation von N55.

Das ist schon mangelnder Respekt, wenn man Dinge entwendet, aber wenn man es in den öffentlichen Raum stellt, dann muß man mit Reaktionen rechnen und das ist ja irgendwie auch eine Antwort.

Könnte man das als eine Form von Dialog beschreiben?

Das kann man auf jeden Fall nicht ignorieren. Im Fall kommt es jedoch auf jeden einzelnen Künstler an, ob und wie er oder sie das akzeptieren kann

Ich denke es müssen in diesem Zusammenhang verschiedene Entscheidungen getroffen werden: zum Beispiel was man wo ausstellt, ob diese Form von Dialog akzeptiert werden kann oder nicht.......

Wie anfangs gesagt, man kann nicht alle Leute fragen.

Man fragt ja auch nicht jeden wie das Haushaltsdefizit zu beseitigen sei. Einer der nicht raucht hat da ganz andere Vorstellungen oder einer der nicht Auto fährt.

Aber man kann auch nicht ausschließen. Das finde ich nicht gut. Darf ich dich fragen, was das für eine Pflanze auf dem Tisch ist?

Ja, natürlich, das ist Basilikum, leider schon verstorben.

Sowas tut mir immer ein bißchen leid.

Aber vielleicht kann man es noch für eine Soße verwenden. Vielleicht heut abend.

Es geht nicht darum jemanden auszuschließen, aber man sollte schon was davon verstehen.
Aber es interessieren sich eben nur wenig Leute für Kunst, also können auch nur wenige diese Entscheidungen treffen.

Warum interessiert ihr euch? Was bedeutet das für euch?

Regt zum Denken an, macht auf Dinge aufmerksam. Macht neugierig, führt zu mehr Verständnis und Erkenntnis.

Wir kommen auf mein Lieblingsthema: Worin besteht denn der Unterschied zur Wissenschaft?
Kunst braucht keine empirischen Beweise. Wissenschaft muß objektive Aussagen machen

Ich denke es handelt sich bei wissenschaftlichen Untersuchungen auch um einen Dialog, um Fragen und Antworten. Wird die Antwort von der Art der Fragestellung bestimmt? Kann man das vermeiden?

Das ist ein gegenseitiges Sich Bedingen. Eigentlich gilt das für alles im Leben Ich erfahre das häufig so im Leben, daß das Ergebnis davon abhängt, was ich zuvor hineingebe. Was man hineingibt bekommt man zurück. Das ist auch in der Kunst so.

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