Ein Sonnen gebrauntes altäres
Paar bewegt sich neugierig um den Container. Die fassen viel an,
und bemerken die Stühle.
`Die sind nicht billig´ sagt der Mann.
Sind Sie ein Möbelmann frag ich.
Nein.
Ja die sind schön, die ganze Küche ist wunderschön,
kommen sie doch mal rein....
Das Gespräch leitet über in was hier denn passiert.
Kunst in der Stadt kennen Sie nicht, sie sind nicht aus Bregenz.
Ich merke schon die sind sehr vertraut mit der Kunst, frage sie
ob sie denn Künstler seien. Sie meint er ja.
Sie setzen sich hin und holen Material vom Kunsthaus aus der
Tasche, ich zeige Ihnen meinen Namen, und erkläre Ihnen das
Projekt Kunstdienst und das Thema des Gesprächs.
`Ja okay reden wir über Kunst im Öffentliche Raum´.
Egon. Ein schwieriges Thema. Im Grunde ist es gut. Aber das Problem:
nehmen wir zum Beispiel diese Stahlarbeit im Ruhrgebiet die hat
natürlich viele Beschwerden gebracht, weil der stellt da was
aus Stahl in eine Umgebung die eh voll ist von ähnlichen Dingen,
und da macht das ja keinen Sinn zumindest für die jenigen die
nicht viel von der Kunstgeschichte wissen. Also ist da eine Situation
wo es so aussieht, also wo es vielleicht auch eigentlich so ist,
das hier was ganz vertrautes hingestellt wird, dann aber wird damit
umgegangen als wäre es was ganz anderes, was besonderes, und
das soll der Betrachter dann schätzen. In diesem Fall hat der
Künstler nämlich genau bestimmt was er will, welche Winkel
und wie befestigt, eigentlich hätten die gar nicht befestigt
werden sollen sondern nur so stehen, hätte auch funktioniert
aber das geht nicht mit den Behörden, Also war da eh schon
ein Kompromiss..
Also sind hier einige Probleme, ich mein diese Kunst im Öffentlichen
Raum hat mit sich gebracht diese Vemittlungs industrie. Ich mein
das ist überhaupt eine Sache die auffällt in den letzten
Jahren, wie die Kunst vermehrt wird, an die Leute gebracht, diese
Geschäfte was die verkaufen, man kann gar nicht an die Bücher
und auch die Gebäude, am KUB sieht man das ganz genau, dieses
Aussengebäude irgendwie dazu gebaut das ist Resultat dieser
Entwicklung im Kunstbetrieb. Und was da verkauft wird, oder gegessen
alles Symptome der Entwicklungen des Kunstmarktes. So ist das halt
einmal.
Also einerseits ist es jetzt doch nötig durch pädagogische
Wege den Leuten die Kunst zu erklären. Das muss man jetzt machen
weil die Kunst aus den Museen auf die Strasse kommt und Leute das
halt nicht verstehen. Also das muss schon sein, uns wie das passiert
muss ganz genau überlegt werden.
Helga - Da fällt mir was ein dazu ich meine hier ist ja so
eine Situation wo ein ganz modernes Gebäude in eine Kleinstadt
gebaut wird. Eine Bekannte von uns, eine Bäuerin, hat uns unlängst
erzählt wie sie zu einem Verständnis für Abstrakte
Malerei kam. Wir kennen den Maler deshalb kennen wir auch Sie -
ja und das war so das Sie ihm hallt gefragt hat wieso er denn so
male, und er hat angefangen ihr zu zeigen wie er sieht. Und langsam
hat Sie das dann sogar angefangen auch zu tun, ich meine nicht zu
malen sondern so zu sehen. Sie hätte dieses Glas und diese
Stifte auf dem Tisch dann ganz anders sehen können als Flächen
mit Qualitäten oder so. Ja und das ist dann ganz fein wenn
das so natürlich geht.
KD. Ist es vielleicht wichtig das es eine persöhnliche
Beziehung gibt, also eine wo ein bestimmtes Vertrauen besteht, damit
jemand sich erst mal mit etwas neuem aussernandersetzt, und das
deshalb einfach was in der Stadt aufbauen nicht so gut ist?
Helga. Nein nicht unbedingt, ich mein das hilft schon einen Künstler
persöhnlich kennenzulernen aber manche künstler arbeiten
nicht so, und das muss man auch zulassen, ich wollte eigentlich
beschreiben wie die Kunst das Leben für jemanden bereichern
kann, aber der andere, der sich das ansieht, oder dem das dazwischen
kommt, muss auch der Welt mit einer gewissen Offenheit zugehen.
Egon. Es wäre vielleicht schon gut wenn die Künstler
irgendwie erreichbar wären. Aber das ist alles ziemlich utopisch,
wenn man international ausstellen will dann geht das schwer. Und
viele Künstler wären dazu auch nicht bereit, ich meine
es gibt eben verschiedene Persöhnlichkeiten. Aber ich denke
viele Künstler sind sich also nicht bewusst das sie vielleicht
auch eine Verantwortung mitbringen. Oder Sie haben sich nicht genug
mit der Umgebung aussernander gesetzt. Nicht jeder Künstler
ist gleich, und nicht jede kunst. Manche drängt sich eben auf,
oder provoziert, andere wird gerade weil Sie sie nicht aufdrängt
interressant, die kunst ist da wie eine frau, manchmal gerade deshlab
anziehend wiel Sie sich zurück zieht.
KD. Können wir mal über diese Beispiele reden (- zeige
Bilder)
Egon zu Araki. Ja also das ist ja schon ganz überholt, ich
meine heute noch so ein Bild darzustellen, ich meine hier könnte
wirklich einfach Benetton darüber stehen, und eigentlich ist
dieses (zeigt zum vandalierten Bild) besser, oder?
Helga. Wo kam denn der Künstler her, weil vielleicht hat das
auch was damit zu tun, das der Kontext einfach nicht richtig berücksichtigt
wurde.
Wir reden weiter über Japan, Erotik usw und ob man diese Information
braucht um die Kunst zu verstehen. Kommen aber zu keiner fixen Meinung.
KD. Und wenn man sich mal die Situation vorstellt wo das sich
der Künstler und die Veranstalter doch wissen das es hier zu
einem Konflikt kommen könnte aber das sogar als erwünschenswert
halten?
Egon Ja das wäre interressant, obwohl ich das zumindest bei
der Stadtverwaltung bezweifle.
KD. Ja wieweit darf denn ein Künstler im Öffentlichen
Raum gehen?
Egon. Soweit er kann, man muss das halt ausprobieren.
KD. Ja also wenn das dann nicht klappt, wird es wieder abgebaut.
Helga. Da fällt mir wieder was dazu ein, eine Wasser Skulptur,
so eine Mobil geschichte, wunderschön. Aber dann hat da ein
Architekt diese Steine dazu gelegt, und Kinder oder grössere
Kinder haben die aufgehoben und herum geschmissen und alles mögliche
kaputt gemacht. Ich meine das ist normal, ich habe auch als Kind
Dinge kaputtgemacht, vielleicht nicht mit Steinen. Die Kinder und
Leute jetzt haben schon mehr Aggressionen in sich das kommt vielleicht
vom vielen verkehr und Lärm.
Egon. Ja was wo reingeschoben wird muss halt wieder raus.
Helga. Ja aber das war so, jedes Jahr wurde diese Skulptur neu
aufgebaut, obwohl der Künstler hat ja gar nicht diese Steine
in seiner Idee gehabt, und hat auch gemeint, nimmt Sie doch weg,
das passiert sonst noch mal.
Egon. Die Architekten meinen immer sie wissen besser.....
Helga. Also irgendwie muss sich ein Künstler und alle Beteiligten
genau überlegen was für Reaktionen eine Arbeit hervorbringen
könnte. Also der Künstler sollte sich nicht wundern wenn
was kaputt wird, das liegt daran das er diese Sache nicht gut genug
versteht.
KD. Also der Künstler hat die Verantwortung? Und wie wenn
es ihm egal ist?
Egon. Ja man kann sich eine Situation vorstellen wo ein Künstler
eine Herrausforderung in seine Arbeit hineinbaut, also eine Reaktion
vom Betrachter will. Aber das kommt mir bei dieser Arbeit nicht
so vor.
Zu Chen Zhen. Das schaut aus wie eine sehr persöhnliche Sache,
hat was poetisches, und dann steht das auf so einem Sockel, also
ein richtiges Kunstwerk. Aber ich glaube nicht das der Künstler
wollte das Leute da was wegnehmen.
KD. Glauben Sie das er trotzdem dazu provoziert?
Egon. Ich glaube doch. Ich meine die schauen doch sehr mitnehmbar
aus, und ausserdem wissen nicht alle wie man mit einem Kunstwerk
umgehen soll.
KD. Mit dem Araki Bild ist das aber schon klar das man das nicht
bemahlen soll. Ist es trotzdem eine Provokation?
Egon. Ja natürlich halt eher vom Inhalt als von der Form.
Helga. Der Künstler muss sich das schon überlegen. Ich
meine dem Araki ist es nicht so wichtig wo seine Bilder hängen,
der würde sie wahrscheinlich überall aufhängen, und
auch die expliziteren. Und das die zu einem Konflikt führen
ist doch zu erwarten.
KD. Und was macht man dann?
Helga. Ja dann tut man sie wieder weg.
KD. Ist das nicht ein Nachgeben, wird sich das nicht wiederholen?
Helga. Ja wenn man die wieder hintut dann provoziert man doch um
so mehr. Das geht nicht. Das wird dann zum Spiel, das verstehe ich
dann schon, ein neues Bild aufzuhängen provoziert dann um so
mehr. Egon erzählt immer von so einer Figur wo die Zehen immer
wieder rot angemalt werden. Das ist ein ewiges hin und her. Das
muss sich der Künstler eben überlegen.
Am weg her haben wir eine lustige Situation erlebt. Da war auf
einer Strasse einer kleiner Hund der aus einer Schüssel gegessen
hat, und der hat sich einfach nicht vom Fleck bewegt, obwohl immer
wieder Autos auf ihn zufuhren Und die Autos mussten immer ausweichen,
der war echt mitten auf der Strasse. Und dann waren da diese Kinder
und die haben immer so zugeschaut und gelacht. Und dann stellt sich
heraus das dieser Hund nicht echt war, und diese Kinder einfach
Reaktionen beobachten wollten. Die haben irsinnigen Spass daran
gehabt und die Autofahrer auch wenn Ihnen dann aufgefallen ist was
sich abspielt. Das ist irgendwie gute Kunst im Öffentlichen
Raum!
Egon. Obwohl das wird dann manchmal gefährlich. Aber es stimmt
schon es geht darum irgendwie die Welt einfach anders zu erfahren,
und das anderen auch zu zeigen. Man braucht nicht wirklich Kunst
im Öffentlichen Raum, aber es muss schon sein, das man Dinge
ausprobiert. Eigentlich sollte man daran arbeiten wirklich die Welt
zu verändern.
Wie könnten diese Initiativen, wie Kunst in der Stadt,
anders ausschauen, könnten die Betrachter zu Mitbestimmern
werden.
Egon. Ja das wäre gut. So wie hier die Möglichkeit direkt
an den Künstler zu kommen. Aber nicht nur so theoretisch. Ich
meine nicht nur Gerede, sondern eigentliche Mitarbeit. So dass sich
Leute zusammen finden und überlegen wo würde dieses Stück
am besten ausschauen und dann alle miteinander anpacken und das
wo hintragen. Das wäre interressant, also irgendwie eine Zusammenarbeit,
da könnte die Aufklärung denn es geht doch um ein Lernen,
oder ein Lernen ermöglichen, zusammen mit etwas praktischen
passieren. Aber das ist alles sehr utopisch, da müssen die
Künstler schon selbst draufkommen, und man kann auch nicht
jedes Unverständnis dem Künstler nachtragen.
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