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GESPRÄCHSPARTNER:
Margret, ca. 50

Kennen Sie das Projekt "Kunst in der Stadt"?

Ja, ich erinnere mich an ein Oval, ein Schlafhaus, das hat mit vor ein paar Jahren gut gefallen.

Manche Objekte werden von Teilen der Bevölkerung stark abgelehnt. Diese Arbeiten eines japanischen Künstlers wurden teilweise übermalt oder sogar abgerissen.

Das kommt mir sehr defensiv vor. Es kommt eben darauf an, in welcher Lebenssituation man sich befindet.

Wie sollte auf so eine Reaktion reagiert werden? Soll man die Arbeiten entfernen?

Das ist eine Möglichkeit. Es muß keinen Machtkampf geben. Es ist die Frage , ob man nachgeben kann. Durch einen Machtkampf kann kein gesellschaftliches Ziel erreicht werden, das gesellschaftliche Bedeutung hat.

Könnten Sie das anhand eines Beispiels erklären?

Man baut ja hier an die Promenade keinen FKK Strand. Es ist wichtig , daß man sich entscheiden kann, ob man das ertragen will oder nicht. Abhängen bedeutet die Vermeidung eines Machtkampfes.Wie gesagt , es ist wichtig, daß man sich entscheiden kann, daß man sich distanzieren kann.

Halten Sie Reibungen oder Provokationen durch Kunst im öffentlichen Bereich für unangebracht?

Nein, aber man muß trotzdem auf die Umgebung Rücksicht nehmen.

Sehen Sie bei diesen Fotoarbeiten die Grenzen überschritten?

Auch hier ist es eine Frage des Kontexts. Hier werden Frauen vermarktet und nicht als Persönlichkeiten angesehen.

Umgekehrt könnte man sagen, daß manchmal der Künstler nicht als Persönlichkeit geachtet wird. Von dieser Arbeit eines chinesischen Künstlers Chen Zen wurden Teile, kleine Autos, quasi als Souvenirs mitgenommen.

Diese Arbeit hat wohl die Betrachter angesprochen, jedenfalls gehen sie nicht einfach so vorbei. Es gibt ja auch Arbeiten mit Aufforderungscharakter wo man was reintun oder rausnehmen kann. Beim Herkulaneum finde ich es zum Beispiel nicht gut, wenn die Besucher Steine mitnehmen.

Würden Sie hier von Vandalismus sprechen?

Das läßt sich nicht eindeutig entscheiden. Hier, finde ich, handelt es sich nicht um einen Gewaltakt, sondern eher um eine affektive Zuwendung.

Welche Art von Reaktion hielten Sie in diesem Fall für angebracht?

Das muß der Künstler entscheiden, wahrscheinlich gibt es zwischen dem Künstler und dem Veranstalter Vereinbarungen, vielleicht ist der Veranstalter regresspflichtig

Wie beurteilen Sie diesen Eingriff von Seiten des Publikums (N55)?

Im Grunde finde ich Sprayertum unerfreulich, obwohl ich andererseits manches wieder pfiffig finde. Wenn es ohne Sensibilität ist, finde ich es unerfreulich.

Würden Sie hier eher von Kollaboration oder eher von Vandalismus sprechen?

Ich finde man sollte sich eher fernhalten, es sei denn es handelt sich um eine deutliche Aufforderung.

Wie, denken Sie, sollten Entscheidungen darüber, was gezeigt wird, gefällt werden?

Ich denke, die Kulturbeiräte entscheiden, aber die Bevölkerung sollte in die Entscheidungen mit einbezogen werden, vielleicht am besten durch ein Gemisch aus Experten und Laien. In unserem Ort wurde ein Brunnen aufgestellt, der mir ein echtes Ärgernis ist. Leider war es zu spät um eine Bürgerinitiative auf die Beine zu stellen, aber daran hätte ich mich beteiligt. Anderseits möchte ich natürlich nicht, daß sich überall der Volksgeschmack durchsetzt. Es sollte den Versuch einer Verständigung geben.

Glauben Sie, daß Konflikte im öffentlichen Raum stehengelassen werden sollten oder sollte man eher allgemeinen Konsens anstreben?

Im Prinzip sehe ich das Austragen von Konflikten positiv, aber der Dialog könnte vorher stattfinden.

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