Kennen Sie das Projekt "Kunst
in der Stadt"?
Ja, ich erinnere mich an ein Oval, ein Schlafhaus, das hat mit
vor ein paar Jahren gut gefallen.
Manche Objekte werden von Teilen der Bevölkerung stark
abgelehnt. Diese Arbeiten eines japanischen Künstlers wurden
teilweise übermalt oder sogar abgerissen.
Das kommt mir sehr defensiv vor. Es kommt eben darauf an, in welcher
Lebenssituation man sich befindet.
Wie sollte auf so eine Reaktion reagiert werden? Soll man die
Arbeiten entfernen?
Das ist eine Möglichkeit. Es muß keinen Machtkampf geben.
Es ist die Frage , ob man nachgeben kann. Durch einen Machtkampf
kann kein gesellschaftliches Ziel erreicht werden, das gesellschaftliche
Bedeutung hat.
Könnten Sie das anhand eines Beispiels erklären?
Man baut ja hier an die Promenade keinen FKK Strand. Es ist wichtig
, daß man sich entscheiden kann, ob man das ertragen will
oder nicht. Abhängen bedeutet die Vermeidung eines Machtkampfes.Wie
gesagt , es ist wichtig, daß man sich entscheiden kann, daß
man sich distanzieren kann.
Halten Sie Reibungen oder Provokationen durch Kunst im öffentlichen
Bereich für unangebracht?
Nein, aber man muß trotzdem auf die Umgebung Rücksicht
nehmen.
Sehen Sie bei diesen Fotoarbeiten die Grenzen überschritten?
Auch hier ist es eine Frage des Kontexts. Hier werden Frauen vermarktet
und nicht als Persönlichkeiten angesehen.
Umgekehrt könnte man sagen, daß manchmal der Künstler
nicht als Persönlichkeit geachtet wird. Von dieser Arbeit eines
chinesischen Künstlers Chen Zen wurden Teile, kleine Autos,
quasi als Souvenirs mitgenommen.
Diese Arbeit hat wohl die Betrachter angesprochen, jedenfalls gehen
sie nicht einfach so vorbei. Es gibt ja auch Arbeiten mit Aufforderungscharakter
wo man was reintun oder rausnehmen kann. Beim Herkulaneum finde
ich es zum Beispiel nicht gut, wenn die Besucher Steine mitnehmen.
Würden Sie hier von Vandalismus sprechen?
Das läßt sich nicht eindeutig entscheiden. Hier, finde
ich, handelt es sich nicht um einen Gewaltakt, sondern eher um eine
affektive Zuwendung.
Welche Art von Reaktion hielten Sie in diesem Fall für
angebracht?
Das muß der Künstler entscheiden, wahrscheinlich gibt
es zwischen dem Künstler und dem Veranstalter Vereinbarungen,
vielleicht ist der Veranstalter regresspflichtig
Wie beurteilen Sie diesen Eingriff von Seiten des Publikums
(N55)?
Im Grunde finde ich Sprayertum unerfreulich, obwohl ich andererseits
manches wieder pfiffig finde. Wenn es ohne Sensibilität ist,
finde ich es unerfreulich.
Würden Sie hier eher von Kollaboration oder eher von Vandalismus
sprechen?
Ich finde man sollte sich eher fernhalten, es sei denn es handelt
sich um eine deutliche Aufforderung.
Wie, denken Sie, sollten Entscheidungen darüber, was gezeigt
wird, gefällt werden?
Ich denke, die Kulturbeiräte entscheiden, aber die Bevölkerung
sollte in die Entscheidungen mit einbezogen werden, vielleicht am
besten durch ein Gemisch aus Experten und Laien. In unserem Ort
wurde ein Brunnen aufgestellt, der mir ein echtes Ärgernis
ist. Leider war es zu spät um eine Bürgerinitiative auf
die Beine zu stellen, aber daran hätte ich mich beteiligt.
Anderseits möchte ich natürlich nicht, daß sich
überall der Volksgeschmack durchsetzt. Es sollte den Versuch
einer Verständigung geben.
Glauben Sie, daß Konflikte im öffentlichen Raum stehengelassen
werden sollten oder sollte man eher allgemeinen Konsens anstreben?
Im Prinzip sehe ich das Austragen von Konflikten positiv, aber
der Dialog könnte vorher stattfinden.
|