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GESPRÄCHSPARTNER:
MARIANNE

"Kunst in der Stadt " findet diese Jahr zum vierten mal statt. Manche der gezeigten Arbeiten werden sehr kontrovers diskutiert. Diese Fotoarbeiten von Araki wurden teilweise übermalt und teilweise zerstört. Kennen Sie diese Arbeiten?

Ja, ich erinnere mich an die Arbeiten. Ich habe sie für eine positive Provokation zum Thema "Frau" gehalten. Aber es gibt immer Opposition, man ist hier zu wenig offen für Konflikte, zu konservativ.

Die Frage ist wie dieser Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern geregelt werden könnte?

Die Frage ist: muß man das regeln? Kann ich aushalten, was mir nicht so imponiert? Konflikte gehören in den öffentlichen Raum, besonders in Vorarlberg ist das sehr wichtig. Ich sehe das nicht als Vandalismus eher als Interaktion, die allerdings nicht aus positivem Denken entsteht. Die Leserbriefe haben das auch gezeigt, daß viele Leute nicht offen sind.

Offen wofür?

Nacktheit, Ästhetik, oder daß als Frau zu leben schon ein gewisses Kreuz ist oder einfach offen für etwas, das man nicht so genau versteht.

Eine Arbeit des chinesischen Künstlers Chen Zen wurde auch von vielen nicht so verstanden wie vom Künstler beabsichtigt. Die kleinen Autos, die angebracht waren wurden eher als Souvenirs zum mitnehmen betrachtet und nicht als Teil einer künstlerischen Arbeit.

Damit muß man fast rechnen. Das hat ja schon etwas Spielerisches. Hat auch mit Geschwindigkeit zu tun.

Ist das für sie Vandalismus?

Eigentlich schon a bißl, aber es schreckt mich nicht so wie bei der anderen Arbeit.

Was lesen Sie aus den Leserbriefen?

Das man das als Antikunst bezeichnet. Ja und das man das nicht ausgehalten hat, das erschreckt mich. Aber ich kann mir natürlich vorstellen, daß jemand das nicht aushalten kann oder will.

Beeinflußt das die Stimmung in der Stadt?

Ja, es gibt viele in der Richtung, die meiner Meinung nach wenig Toleranz aufbringen, die sich selber aufgehetzt haben.

Würden Sie manipulierte Arbeiten entfernen?

Ich finde Politiker haben zu wenig Rückgrat. Ich würde es hängen lassen, aber ich bin nicht so sicher ob ich es immer wieder erneuern würde. Bei den Autos, denke ich, ist es mehr wie ein Sport so ein Auto mitzunehmen. Ich würde es stehenlassen. Ich würde mich dem nicht beugen. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht davor zu stehen.

Muß der Künstler/die Künstlerin jede Reaktion akzeptieren?

Als Künstler würde ich mich verletzt fühlen, aber ich finde, wenn man öffentlich ausstellt, muß man die Reaktion der Öffentlichkeit akzeptieren.

Sollte es bei den Entscheidungen mehr Diskussionen im Vorfeld geben?

Nein, es geht um Kompetenz, da darf ruhig auch mal undemokratisch abgestimmt werden.

Würden Sie gerne mitentscheiden?

Nein, das möchte ich nicht.

Ist Kunst politisch?

Ja!

Immer?

Nein, aber das Ästhetische ist immer wichtig.

Welche Funktion hat für Sie diese Ästhetik?

Sagen kann ich das nicht genau, irgend eine Lebensbreicherung, es hat für mich einen Wert, etwas Spirituelles, eine Seinswertigkeit im Gegensatz zur Habenwertigkeit. Ich würde der Kunst schon eine Sinnhaftigkeit zuschreiben.

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