Zwei junge Männer laufen
am Würfeltisch vorbei. Einer bleibt stehen und meint "störende
Kunst das gibt´s doch gar nicht ". Wir sind erschöpft,
er will uns aber unbedingt seine Meinung sagen. Beide kommen rein
und setzen sich zu uns an den Tisch.
"Also was ist denn störende Kunst" fragt er "also
was soll das denn sein, wie kann Kunst stören?"
Wir sagen wie manche Leute gewisse Arbeiten als störend
empfinden. Reden etwas generell darüber, dann verweisen wir
auf die Beispiele, zuerst Araki. Obwohl beide in Bregenz leben können
Sie sich nicht an diese Bilder erinnern. Sie schauen sich länger
ohne etwas zu sagen die Bilder an.
Stephan. Ja also ich finde das okay, also ein nackter Körper
ist nicht so schlimm. Über einen nackten Mann würde sich
auch niemand aufregen, also niemand würde schreiben "Männer
wehrt euch". Das andere gefällt mir auch, obwohl es etwas
verklemmt ausschaut, mir hätte es besser gefallen wenn das
Schrift nicht das Bild überdeckt, ich meine gewisse Bereiche
des Körpers, diese Person hat schon ein Problem mit Sexualität.
Aber ich würde es echt spannend finden wenn man einen nackten
Mann daneben hängen würde. Das gäbe sicher eine schwächere
Reaktion.
Nein, ich glaube ein nackter Mann würde ebenso Reaktionen
mit sich bringen, aber von anderen Leuten.
Alle stimmen zu.
Wir machen darauf aufmerksam daß es auch noch ein anderes
in der Serie gab wo eine Frau gefesselt war und geblutet hat.
Bjorn.Das ist schon problematisch, und wie sich das Problem eigentlich
in allen Medien abspielt, vielleicht ist es in der Kunst nicht so
interessant, oder da steckt was anderes dahinter und das geht verloren,
trotzdem darf man es auf keinen Fall verbieten. Leute müssen
sich ausdrücken dürfen, das ist ganz wichtig.
Also geht alles im öffentlichen Raum?
Bjorn (eregt) Nein! In den öffentlichen Raum würde ich
das nicht hängen. Das habe ich nicht verstanden. Obwohl bemalen
würde ich es auch nicht, das ist Vandalismus, obwohl ich das
zum Teil verstehe ist das nicht okay, glaube ich.
Was würdest du tun, wenn du verantwortlich wärst für
die Entscheidung was tun wenn eine Arbeit wird zerstört?
Stephan. Ich würde die wieder aufbauen.
Aber würde das nicht einfach zu einem wiederholten Angriff
führen?
Ja schon, aber ich würde eben beweisen das ich der stärkere
bin.
Wem denn?
Ja denen die das beschmieren, das geht doch nicht da nachgeben.
Bjorn. Ja das ist schwierig ich würde da eine Zweite aufhängen
gleich daneben, wo sich die Leute dann Entscheiden können welche
Ihnen lieber ist, das wäre glaube ich eine Lösung.
Glaubst du das würde gehen, ich meine würde
das dann nicht einfach auch zerstört werden.
Nein das glaube ich nicht, ich glaube dann wäre es klar, es
geht hier um eine Meinungssache, so wird das deutlicher.
Das Gespräch geht länger weiter über Sexismus
und anderes....Stephan meint wie verklemmt die Menschen wären,
und eigentlich widerlich.
Da hat es gar keinen Sinn, die würden sich eh nicht wirklich
bemühen was zu verstehen. Das Problem mit dem öffentlichen
Raum hängt damit zusammen das die meisten Leute eben über
nichts wirklich nachdenken, eben weil sie verklemmt sind.
Wir streiten uns etwas über die Definition von dem Wort
"verklemmt" und einigen uns dann das es vielleicht das
falsche Wort ist. Wir reden über das Wort "Intoleranz",
vielleicht geht es eher darum, und dann das es einfach nicht in
das Weltbild eines anderen paßt.
Ich denke die vermuten wir sind eine Feministen Gruppe, wir
lenken das Gespräch in Richtung Chen Zen und erklären
die Geschehnisse. Sie erinnern sich an diese Arbeit und fanden Sie
recht gut, obwohl Sie vielleicht nicht verstanden haben.
Stephan und Bjorn meinen beide das es hier um ein bewußtes
nicht-respektieren geht.
Könnte es nicht auch sein das Leute meinen die sollen da
ein Auto mitnehmen.
Bjorn. Das kann kaum sein, die schauen ja angeschweisst aus, es
geht hier um eine mutwillige tat.
Wir schlagen vor das es hier um Kinder geht die einander nachmachen,
einer fängt an, und andere machen dann auch mit.
Bjorn. Um Kinder kann es hier nicht gehen, Kinder würden so
was nicht machen, außer sie sind sehr schlecht erzogen. Also
ein Kind macht das nicht von alleine, ein Jugendlicher vielleicht,
ich schätze es geht hier um einen 17-20 jährigen , einen
Jugendlichen. In dem Alter baut ja jeder etwas Mist, oder?
Stephan stellt sich die Situation so vor das da einige Jugendliche
da vormachen, und dann viele Kinder nach.
Was macht man da?
Bjorn. Ja, man lernt davon. Ich vermute das nächste mal werden
die nicht wieder so was aufstellen, oder so provokante Dinge.
Aber es gibt ja auch Kunst bei dem es gerade darum geht was
mit zunehmen, oder wo Interaktion, oder Reaktion vom Künstler
gesucht wird, wie soll das denn einer wissen. Seit Ihr euch sicher
das es hier nicht um ein Mißverständnis geht?
Ja aber hier ist das doch klar, das steht auf einen Sockel. ein
Kind könnte da nur mit Mühe hin.
Soll Kunst also nicht provozieren?
Bjorn und Stephan. Kunst muss sogar provozieren, das ist immer
schon so gewesen. Kunst muss was befragen, zum Nachdenken eregen.
Stephan. Otto Wagner oder Dali waren sehr provokant in Ihrer Zeit
Das Gespräch geht weiter in diese Richtung. Wie Wagner
empfunden wurde zu seiner Zeit...
Bjorn. Man muß die Grenzen offen lassen. Trotzdem habe ich
meine Grenzen, obwohl ich denke ich bin toleranter als die meisten
weil ich fünf Jahre in Indien gelebt habe. Ich sehe die Welt
da schon sehr anders als die meisten glaube ich. Ich verstehe eigentlich
nicht wie jemand was mitnehmen würde.
Stephan. Andererseits gibt es doch Situationen wo Leute sich einfach
bedienen. Im Hotelbetrieb in Wien wo ich einige Zeit gearbeitet
habe da haben wir regelmäßig Espresso Löffel bestellen
müssen, aber nicht nur Hunderte sondern jedesmal Dreitausend.
Es gehen also jedes Jahr von einem Hotel alleine 15000 Löffel
in die Häuser der Leute, das ist auch schwer zu verstehen,
und das ist in jedem Hotelbetrieb in Wien so. Also das muß
man sich mal vorstellen wie viele Leute da mitmachen, mir würde
das also nie einfallen, einen Löffel mitzunehmen.
Wir reden weiter über Hoteldiebstahl, und wie es vielleicht
damit zusammen hängt das Menschen meinen das wäre gedeckt
in Ihrer Rechnung, und gehört Ihnen deshalb.
Vielleicht könnte man sagen das diese Autos, oder ein Plakat
auch den Leuten gehört weil die irgendwie doch dafür bezahlen?
Bjorn Nein, es geht einfach nicht, auch das Hotelklauen ist falsch.
Vielleicht denken Leute Sie hätten das Recht aber so was geschieht
dann doch geheim, Leute sagen einem ja nicht das Sie die Minibar
kurz vor Abreise ausgeräumt haben. Genauso passiert der Vandalismus
auch nicht offen, sondern so das niemand erwischt wird. Ich würde
auch nichts mitnehmen weil ich Angst hätte.
Was habt Ihr denn gedacht wie Ihr zuerst hier rein gekommen
seit?
Stephan. Ja eigentlich weiß ich immer noch nicht was ich
denke. Was macht Ihr hier eigentlich?
Bjorn. Also mein Gefühl ist das Ihr auch dagegen seit was
hier passiert ist bei beiden diesen Beispielen, das Ihr eigentlich
auch der gleichen Meinung seit. Also so das es ein schwieriges Thema
ist und es kein einfaches Ja oder Nein gibt. Ich denke viele Leute
werden hier einfach Ja oder Nein sage wollen.
Nein, eigentlich sind die meisten Leute sehr aufgeschlossen,
man kann schon über schwierige Dinge mit vielen Leuten reden.
Also was macht Ihr hier genau?
Wir erzählen von Kunst in der Stadt, daß wir an einem
Projekt dieser Ausstellung arbeiten..
Bjorn Ja, dann seit Ihr natürlich dieser Meinung wenn Ihr
für das Kunsthaus arbeitet.
Nein, obwohl ich Künstler bin ich darum nicht der selben Meinung
wie jeder andere. Ich bin aber schon dafür Grenzen zu verschieben
oder zu befragen. Mit diesem Projekt geht es darum öffentlich
Fragen zu stellen also an die Leute, aber auch zum Selbstzweck.
Ich stell mir gerne eine Welt vor wo Leute besser miteinander reden
können. Hier geht es zum Teil um eine Darstellung von Kommunikation
als Kunst.
Bjorn. Also Kommunikation als Kunst. Ja die Kommunikation ist schon
eine Kunst, und Ihr habt es auf jeden Fall geschafft hier ein Gespräch
zu provozieren. Obwohl viele diese Kunst beherrschen, andererseits
weiß ich nicht was der mit dem Auto aussagen will, trotzdem
kommt es mir interessant vor. Ich müßte halt wissen was
dahinter steckt. Da steckt sicher einiges dahinter, genauso bei
dem Bild.
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